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Presse-Echo zum Thema Prof. Dr. Oskar Orth


Lesen Sie zum Streit um die vom Saarbrücker Stadtrat geforderte Umbenennung der Oskar-Orth-Straße in Ensheim den folgenden Artikel der SZ-Redaktion (Saarbrücker Zeitung):

"Entscheidung für Oskar-Orth-Straße ist ein Skandal"

OB und Sprecher der Grünen nehmen zum Beschluss des Bezirksrats Halberg Stellung

Der Bezirksrat Halberg hat in seiner jüngsten Sitzung entschieden, die Oskar-Orth-Straße in Ensheim nicht umzubenennen (die "Saarbrücker Zeitung" berichtete). Dazu erreichten uns folgende Stellungnahmen vom Saarbrücker Oberbürgermeister Hajo Hoffmann, SPD, und von Kajo Breuer, Sprecher der Grünen-Stadtratsfraktion:
 
Ensheim (red). Der Saarbrücker Oberbürgermeister Hajo Hoffmann schreibt, er habe die Entscheidung des Bezirksrates Halberg, die Oskar-Orth-Straße in Ensheim nicht umzubenennen, mit großem Bedauern zur Kenntnis genommen. Hajo Hoffmann: "Verschiedene Recherchen hatten zuvor ergeben, dass Orth als Leiter des Landeskrankenhauses in Homburg von 1935 bis 1939 die Verantwortung für mehr als 1000 Zwangssterilisationen an Männern und Frauen trug und diese zum Teil auch selbst ausgeführt hat." Er selbst habe dem Bezirksrat bereits im vergangenen Herbst eine sofortige Straßen-Umbenennung empfohlen und sei über den Beschluss des Rates gegen die Stimmen der SPD-Fraktion "regelrecht bestürzt". Hoffmann: "Ich nehme zur Kenntnis, dass der Bezirksrat hier die Entscheidungshoheit hat. Der Beschluss selbst ist für mich aber absolut nicht nachvollziehbar. Und ich bin menschlich tief enttäuscht!" Der Homburger Stadtrat habe bereits 1997 die dortige Oskar-Orth-Straße umbenannt, als die Vorwürfe gegen den Mediziner publik wurden. Hoffmann: "Schlimm genug, dass es drei Jahre gedauert hat, bis die Informationen auch nach Saarbrücken gedrungen sind. Aber dass sich jetzt nichts ändert, das ist der eigentliche Skandal!" Er halte es moralisch für unvertretbar, einen Mann, der hunderte von Menschen gegen ihren Willen und auf Grund merkwürdigster Urteilspraktiken verstümmelt und unfruchtbar gemacht habe, weiter mit der Benennung einer Straße zu ehren.

Als ein "unsägliches Trauerspiel" bezeichnete der Sprecher der Grünen-Stadtratsfraktion, Kajo Breuer, die Entscheidung des Bezirksrates Halberg, den Namen der Oskar-Orth-Straße beizubehalten. Statt sich auf die Seite der Opfer zu schlagen, habe die Mehrheit nur nach Anhaltspunkten gesucht, die für eine Verharmlosung und Verteidigung des NS-Schergen Orth herhalten könnten. In Zusammenhang mit Zwangssterilisationen Orth als Verdienst anzurechnen, dass dieser angeblich eine schonendere Operationsmethode entwickelt habe, sei "pervers". Breuer: "Bei dieser Denkweise kämen noch die Erfinder von Zyklon B, das die fabrikmäßige Ermordung der Juden, Sinti, Roma und anderer verfolgter Minderheiten ermöglicht hat, zu einem Denkmal." Die Behauptungen der Bezirksratsmehrheit um die CDU seien von Unkenntnis, Verdrängung und Geschichtsverfälschung geprägt.

In großen Teilen der Bevölkerung habe es im NS-Regime Unterstützung für das rassistische Programm der Nationalsozialisten gegeben. Breuer: "Viele wollen das heute nicht hören, leider war es aber so." Dazu hätten Zwangssterilisationen ebenso gehört wie die Euthanasie. Auch viele Ärzte seien daran beteiligt gewesen - "und zwar aus innerer Überzeugung". Festhalten müsse man nach der Entscheidung des Bezirksrates, dass die Mehrheit aus CDU, FDP und dem ehemaligen Grünen Escher Oskar Orth trotz der vorliegenden Belege für besonders ehrenswert halte. Im Votum komme zum Ausdruck, dass die Mehrheit eine besondere Ehrung wünsche und für richtig halte, wie sie sich in der Verleihung des Ehrenbürgeramtes und des Straßennamens äußere. Breuer: "Ein schlimmes Zeichen und eine Schande für Ensheim und ganz Saarbrücken."

(Quelle: SZ-Newsline vom 15. März 2001)


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