Lesen Sie zum Streit um die vom Saarbrücker Stadtrat geforderte Umbenennung der Oskar-Orth-Straße in Ensheim den folgenden Artikel der SZ-Redaktion (Saarbrücker Zeitung):
"Entscheidung für Oskar-Orth-Straße ist ein Skandal"
OB und Sprecher der Grünen nehmen zum Beschluss des Bezirksrats Halberg Stellung
Der Bezirksrat Halberg hat in seiner jüngsten Sitzung entschieden, die Oskar-Orth-Straße in Ensheim nicht umzubenennen (die "Saarbrücker Zeitung" berichtete). Dazu erreichten uns folgende Stellungnahmen vom Saarbrücker Oberbürgermeister Hajo Hoffmann, SPD, und von Kajo Breuer, Sprecher der Grünen-Stadtratsfraktion:Als ein "unsägliches Trauerspiel" bezeichnete der Sprecher der Grünen-Stadtratsfraktion, Kajo Breuer, die Entscheidung des Bezirksrates Halberg, den Namen der Oskar-Orth-Straße beizubehalten. Statt sich auf die Seite der Opfer zu schlagen, habe die Mehrheit nur nach Anhaltspunkten gesucht, die für eine Verharmlosung und Verteidigung des NS-Schergen Orth herhalten könnten. In Zusammenhang mit Zwangssterilisationen Orth als Verdienst anzurechnen, dass dieser angeblich eine schonendere Operationsmethode entwickelt habe, sei "pervers". Breuer: "Bei dieser Denkweise kämen noch die Erfinder von Zyklon B, das die fabrikmäßige Ermordung der Juden, Sinti, Roma und anderer verfolgter Minderheiten ermöglicht hat, zu einem Denkmal." Die Behauptungen der Bezirksratsmehrheit um die CDU seien von Unkenntnis, Verdrängung und Geschichtsverfälschung geprägt.
In großen Teilen der Bevölkerung habe es im NS-Regime Unterstützung für das rassistische Programm der Nationalsozialisten gegeben. Breuer: "Viele wollen das heute nicht hören, leider war es aber so." Dazu hätten Zwangssterilisationen ebenso gehört wie die Euthanasie. Auch viele Ärzte seien daran beteiligt gewesen - "und zwar aus innerer Überzeugung". Festhalten müsse man nach der Entscheidung des Bezirksrates, dass die Mehrheit aus CDU, FDP und dem ehemaligen Grünen Escher Oskar Orth trotz der vorliegenden Belege für besonders ehrenswert halte. Im Votum komme zum Ausdruck, dass die Mehrheit eine besondere Ehrung wünsche und für richtig halte, wie sie sich in der Verleihung des Ehrenbürgeramtes und des Straßennamens äußere. Breuer: "Ein schlimmes Zeichen und eine Schande für Ensheim und ganz Saarbrücken."
(Quelle: SZ-Newsline vom 15. März 2001)
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© Paul Glass 1997 - 2001 ff