Berichterstattung in der Saarbrücker Zeitung vom 14. Mai 2001:

Ensheim (fr). Es bleibt dabei: Die Oskar-Orth-Straße in Ensheim wird nicht umbenannt. Dies ist das ergebnis der jüngsten Sitzung des Bezirksrates Halberg. Damit hat der mehrheitliche Beschluss des Bezirksrates vom 7. März Bestand, die Oskar-Orth-Straße in Ensheim weiter nach dem in NS-Verbrechen verstrickten Mediziner zu benennen. Der Antrag der SPD-Fraktion im Bezirksrat Halberg, diesen Beschluss aufzuheben, wurde mehrheitlich abgelehnt.
Die SPD-Fraktion begründete ihren Antrag zur Aufhebung des Bezirksratsbeschlusses mit dem Inhalt des Leserbriefes von Christoph Braß in der "SZ" vom 2. April. "Wie daraus ersichtlich, wurde die Magisterarbeit von Christoph Braß durch die Bezirksrats-Mehrheit bei ihrem Beschluss nicht richtig interpretiert und dadurch nach unserer Auffassung eine Fehlentscheidung getroffen", schrieb die SPD-Fraktion in ihrem jetzigen Antrag. Für den SPD-Fraktionsvorsitzenden, Kurt Göttel, ist nämlich unverständlich, dass die CDU-Fraktion ihre damalige Mehrheitsentscheidung lediglich auf den Passus der Magisterarbeit stützte, dass man nach Aussage von Christoph Braß "mit einer einseitigen Betrachtungsweise der Person von Oskar Orth nicht gerecht wird".
Alfons Schweitzer, der CDU-Fraktionsvorsitzende, sagte, dass sich seine Fraktion nochmals ausführlich mit der Problematik zur Umbenennung der Straße befasst habe: "Bis zur endgültigen Klärung zum Verschulden von Oskar Orth bei Zwangssterilisationen sehen wir uns jedoch nicht verpflichtet, die Straße umzubenennen", argumentierte Schweitzer. Die CDU sei nicht aufgrund eines Leserbriefes bereit, ihre Meinung in dieser Frage zu ändern.
Für den parteilosen Otto Escher, der sich wegen der gesamten Problematik der NS-Verbrechen mit "vielen über 80-jährigen Güdinger Bürgerinnen und Bürgern unterhalten hat", gibt es danach auch keine neuen Argumente. "Ich bleibe bei meiner Auffassung vom 7. März und stimme nach wie vor gegen eine Umbenennung der Oskar-Orth-Straße in Ensheim", sagte Otto Escher.
Für den Bezirksbeigeordneten Thomas Escher, FDP, ist ebenfalls klar: "So lange keine Schuld bewiesen ist, bleibt Oskar Orth für mich unschuldig." Der Appell von Kurt Göttel, dass für eine Umbenennung der Oskar-Orth-straße in Ensheim doch einzig und allein moralische Gründe vorrangig seien, ging jedoch auch ins Leere. CDU, FDP und der Parteilose stimmten gegen den Antrag der SPD, den Bezirksratsbeschluss aufzuheben und die Oskar-Orth-Straße umzubenennen.
Quellen:
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© Paul Glass 1997 - 2001 ff
Last update: 04.09.2001